Jakobsweg, Stempeljäger
Dienstag, 30.5.2017
Schnitzeljagd, und Stempeljäger ...
Schnitzeljagd und Stempeljäger, so oder ähnlich kann man den ein oder anderen, ich sage jetzt nicht Pilger, sondern Wanderer bezeichnen. Dann meistens auch kein Rucksack oder ein anderes Gepäckstück dabei und immer ganz schnell unterwegs, um noch frühzeitig die nächste Herberge zu erreichen. So sieht es zur Zeit auf dem Jakobsweg aus. Das heißt, die letzten 100km zeigen genau das Gegenteil, was ich anfangs erlebt habe. Schön, alle die hiermit ihr Geld verdienen, freut es, der echte Pilger hat in einigen Fällen sicher das Nachsehen. So erlebte ich den heutigen Tag und nur, weil ich mich erdreistete, mal etwas länger zu Schlafen. Also nicht wie sonst noch im Dunklen die Herberge verlassen, sondern einfach mal ausschlafen, so dachte ich, sollte einer der letzten Tage aussehen. Die Rechnung folgte auf dem Fuße. Mein Tagesziel schon sehr hochgesteckt erreichte ich nicht, so das noch eine Bleibe zu bürgerlichen Preisen zu finden war. Also war der Ort Arzue, den ich als Tagesziel ins Auge gefasst hatte Geschichte.
Toll 30 km und kein Bett dafür aber weiter und weiter. Es folgten Orte, die weder eine Futterstelle noch Tränke hatten, und natürlich eine Unterkunft für Pilger. Dann am Rande des Weges ein Hinweisschild. Etwas abseits soll es eine Herberge mit dem Namen Albergue Pensión Camiño das Ocas geben. Nichts wie hin und siehe da die haben auf mich gewartet. Es war nicht nur ein Bett frei, ich hätte die ganze Herberge buchen können. Natürlich blieb das nicht lange so, nach und nach trudelten immer mehr Pilger ein und die Herberge füllte sich langsam aber sicher. Alles in allem habe ich noch Glück gehabt, den die Einrichtung ist in einem neuen Zustand und der Preis mit 12€ noch im Rahmen. Wie sonst nicht üblich ist das Umfeld hier wie ausgestorben. Keine Wirtschaft, kein Restaurant und kein Supermarkt wo es etwas zu Futtern gibt. Ich vermute Schlimmes. In einer kleinen Ecke der Herberge gibt es ein Mini-Imbiss, dort werde ich mein Glück versuchen und meinen geschundenen Magen mit etwas Herzhaften beglücken so dachte ich. Eine Riesenauswahl hatte man zur Auswahl, es gab Spaghetti-Bolognese oder Spagetti-Carbonara. Als Pilger sollte man ja auch keine hohen Ansprüche stellen. Ruhig und gelassen hängen alle herum schreiben ein wenig in ihren Tagebüchern, lesen in den Reiseführern oder lassen einfach die Seele baumeln. Erholung pur und wenn man sich hier umschaut, alles echte Pilger. Man kann jetzt überlegen, bereiten die sich auf die nächste und zugleich letzte Etappe vor oder sind sie glücklich es bald geschafft zuhaben. 36km bis zum Ziel fast die gleiche Strecke, die ich heute gelaufen bin, da kommen schon komische Gedanken. Egal wir werden sehen wie ich mich morgen entscheide sicher ist sicher, mein Ziel Santiago steht fest und ihr werdet da bei sein.
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